HP De Tijd, Peter Plasman: "Jeder Mensch ist potenziell ein Gauner
Peter Plasman (72) ist Strafverteidiger. In seiner Freizeit hört er gerne Musik und sammelt Kunst. Was liest, hört und sieht er sonst noch?
"Ich habe viel über den Zweiten Weltkrieg gelesen, mit der Frage: Wie um alles in der Welt war das möglich? Ich wurde sieben Jahre nach dem Ende des Krieges geboren. Die Generation meiner Eltern und auch meine Generation waren von dem Gedanken durchdrungen: einmal, aber nie wieder. Langsam ändert sich dieser Gedanke. Je weiter der Krieg in der Geschichte zurückliegt, desto weniger ist er bei den Menschen präsent. Ein einfaches Beispiel: In den 1980er Jahren habe ich eine Zeit lang an einer Sekundarschule unterrichtet. Damals durfte man sich die Themen, über die man im Unterricht sprechen wollte, noch selbst aussuchen. Ich wollte meiner Klasse etwas über den Holocaust erzählen. Innerhalb von fünf Minuten hob jemand den Finger: "Herr Lehrer, darüber brauchen wir nichts mehr zu hören, das interessiert uns überhaupt nicht. Das war also in den 1980er Jahren. Das Geschichtsbewusstsein hat im Laufe der Jahre immer weiter abgenommen: Fast ein Viertel der niederländischen Jugendlichen bezweifelt heute die Ernsthaftigkeit der Judenverfolgung. Das finde ich unvorstellbar.