Algemeen Dagblad, 14. März 2024
Paukenschlag für Angehörige: Sanil B. nun doch vom Totschlag an Carlo Heuvelman freigesprochen
MALLORCA-SAAK Der 22-jährige Sanil B. aus Hilversum wurde nun doch vom Vorwurf des Totschlags an Carlo Heuvelman freigesprochen. Er war der einzige, der vom Gericht verurteilt wurde. Das Berufungsgericht in Leeuwarden sprach ihn jedoch frei. Heuvelman wurde in einer Nacht der Gewalt auf Mallorca im Juli 2021 zu Tode getreten. Dafür wird nun niemand mehr verurteilt. Das Urteil ist ein schwerer Schlag für die Angehörigen von Carlo.
Sanil wurde jedoch wegen versuchten Totschlags an zwei weiteren Opfern und wegen offener Gewalt zu 32 Monaten Gefängnis verurteilt, von denen drei zur Bewährung ausgesetzt wurden. Sanil hatte bereits zwei Gefängnisaufenthalte hinter sich: in Untersuchungshaft und nach der früheren Verurteilung durch das Gericht. Insgesamt hat er bereits etwa zwei Jahre verbüßt, so dass er weitere fünf Monate im Gefängnis bleiben muss. Nach der Urteilsverkündung umarmte er seine Anwälte Peter Plasman und Anis Boumanjal.
Schockierend zu sehen
Dem Gericht zufolge war Sanil der aggressivste der Gruppe von Freunden aus Hilversum, die im Jahr 2021 in mehrere Schlägereien auf Mallorca verwickelt waren. "Es ist schockierend zu sehen, dass Sie keine Skrupel haben, mit extremer Gewalt auf am Boden liegende Menschen einzutreten." Sanil war auch der erste, der die Gruppe von Carlo Heuvelman angriff, aber es gibt somit keine ausreichenden Beweise dafür, dass er Carlo die tödlichen Tritte verpasst hat. Die Zeugen seien nicht überzeugend genug, sie seien "zu unbeständig und zu zurückhaltend". Das Gericht stellt außerdem fest, dass die DNA-Spur von Carlo auf Sanils Schuh auch auf anderem Wege dorthin gelangt sein könnte. Außerdem sei es eine sehr kleine Spur, so das Gericht.
Sanil hat stets bestritten, Carlo getreten zu haben. Er wurde Ende 2022 vom Gericht in Lelystad als Einziger dafür verurteilt (und erhielt sieben Jahre Gefängnis), legte aber Berufung ein. Übrigens hatte die Staatsanwaltschaft (OM) zu diesem Zeitpunkt drei Verdächtige für den Tod von Carlo im Visier. Doch die beiden anderen, Mees T. und Hein B., waren vom Gericht bereits vom Totschlag an Carlo freigesprochen worden. In der Berufung hatte die Staatsanwaltschaft eine weitere Strafe (zehn Jahre) nur gegen Sanil für den Tod von Carlo gefordert.
Alle Angeklagten waren bei der Urteilsverkündung am Donnerstag anwesend. Das Gericht erklärte, es sei sich bewusst, dass das Urteil äußerst unbefriedigend und ein schwerer Schlag für die Familie von Carlo Heuvelman sei. Ihr Anwalt Edwin Bosch sagte nach dem Urteilsspruch, dass "Schweigen belohnt wird".
"Sie sind wütend und schockiert und haben kein Vertrauen mehr in den Rechtsstaat", sagte Bosch nach einem Telefongespräch mit Carlos Eltern. "Und sie appellieren erneut an alle, die mehr wissen, es ihnen zu sagen. Das Gleiche gelte für die Verdächtigen, sagte er. Wenn jemand von seinem Gewissen geplagt wird... Meine Tür ist immer offen. Eine Kassation wird es sowieso nicht mehr geben, denke ich. Die Strafsache ist also abgeschlossen. Aber für die Familie ist es wichtiger zu wissen, was mit ihrem Sohn passiert ist, als die verhängten Strafen".
Mutter bettelte um Klarheit
Bei der Berufungsverhandlung Ende letzten Jahres wurde einmal mehr deutlich, wie frustrierend der Fall um den Tod von Carlo Heuvelman aus Waddinxveen ist. Seine Mutter richtete daraufhin einen sehr emotionalen Appell An die Gruppe der jungen Hilversumer Verdächtigen: "Ich kann es nicht ertragen, dass die Leute hier nur ihre Haare retten wollen. Wie kann niemand etwas gesehen haben? Sagt, was ihr getan und gesehen habt! Und tragt die Konsequenzen! Nicht zu wissen, was mit meinem Sohn passiert ist, ist unerträglich. Bitte geben Sie mir Klarheit, auch wenn es anonym ist. Ich habe nur Bilder und ein Grab", sagte sie weinend und fast flehend. Eine Antwort blieb aus.
Im Raum blickten dann sieben Verdächtige streng nach vorne. In ihrer Antwort kamen sie alle nicht weiter als "dass es ihnen sehr leid tut, sie aber wirklich nicht wissen, was mit Carlo passiert ist". Auch der Hauptverdächtige Sanil B. leugnete immer weiter. Die Eltern von Carlo Heuvelman müssen nun hoffen, dass irgendwann jemand redet.
Die sechs anderen Verdächtigen im Berufungsverfahren (Mees T., Hein B., Daan van S., Stan F., Kaan B. und Lukas O.) erhielten am Donnerstag ebenfalls ihre endgültigen Urteile für verschiedene Formen der Gewalt, an denen sie in jener Nacht auf Mallorca beteiligt waren. Einige von ihnen wurden wegen versuchten Totschlags an anderen Opfern verurteilt, den sie in jener Nacht begangen hatten. Die meisten der Gruppe waren für einige Zeit im Gefängnis gewesenin Untersuchungshaft oder nach Verurteilung durch das Gericht in Lelystad. Vor der Urteilsverkündung sagte das Gericht bereits, dass "niemand zurück ins Gefängnis gehen muss". Dies gilt auch für die sechs Verdächtigen, die bereits aus dem Gefängnis entlassen wurden.
Mees T. wird vom Gericht zu 14 Monaten Gefängnis verurteilt, davon 50 Tage auf Bewährung. Kaan B. erhält elf Monate Gefängnis, davon 83 Tage auf Bewährung. Daan van S. erhält die gleiche Strafe wie Kaan. Hein B. erhält fünfzehn Monate Gefängnis, davon 118 Tage auf Bewährung. Lukas O. erhält 18 Tage Gefängnis und 240 Stunden gemeinnützige Arbeit. Stan F. erhält 110 Stunden gemeinnützige Arbeit.
Nur zehn Stunden auf Mallorca
Die Verdächtigen, die zu diesem Zeitpunkt alle 18 oder 19 Jahre alt waren, gehörten zu einer Gruppe von Freunden aus Hilversum, die im Juli 2021 in einem Café auf Mallorca in Streit gerieten und sich anschließend mehrfach prügelten. Der letzte Vorfall ereignete sich mit Carlos Gruppe, die erst zehn Stunden zuvor zu einem Urlaub auf Mallorca gelandet war. Als die beiden Gruppen aufeinander trafen, soll Sanil aus Carlos Gruppe rassistisch beschimpft und bespuckt worden sein, was von Zeugen jedoch sehr unterschiedlich dargestellt wird. Es ist unklar, warum sich die Wut auf einmal auf Carlo konzentrierte.
Er wurde so stark geschlagen, dass er ins Koma fiel und einige Tage später im Krankenhaus starb. Die Polizei in den Niederlanden nahm in den folgenden Wochen einen Verdächtigen nach dem anderen aus dem Hilversumer Freundeskreis fest.